18 Sep
18. September: 5 Monate und 1 Tag unterwegs

Gestern hatte ich es verpasst, wir waren fünf Monate auf Reisen. Bo hat gezählt, dass wir unter 60 verschiedenen Duschen standen, sechzig Mal sind wir abgereist und angekommen. Unglaublich. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen im Hier und Jetzt keine Rolle, wenn ich gerade schwitze, weil 30 Grad im Schatten sind und kein Lüftchen weht. Dann steht das körperliche Wohlbefinden im Vordergrund, die Schönheit der Landschaft spielt kaum eine Rolle. Wenn ich aber einen Berg hinaufgewandert bin und die Aussicht genossen habe, hab ich meinen Schweinehund überwunden und die Erinnerung an den Blick aufs Meer vergesse ich nie, er wird zur Sehnsucht. Musik, die ich an einem perfekten Ort gehört habe, wird zur wunderbaren Erinnerung, der Anblick von Unerwartetem wird zu Begeisterung und wertvollem Gedenken an einzigartige Tage. Alles verschwimmt zu Glück, zu Dankbarkeit. Doch es lockt auch langsam die Herbstzukunft mit ihren Farben, ich träum von Ahornwäldern und Buchenlaubgeraschel an meinen Füssen, kühler, klarer Luft und Kirchturmgebimmel.

Es ist wieder Aufbruch in uns, wir wollen dem Meer den Rücken zuwenden und das Landesinnere, die Bergwelt der Insel erkunden. Oder ist es doch besser, die Sommertage am Strand auszukosten? Sollten wir uns in Ajaccio mit Napoleon beschäftigen, sein Geburtshaus besichtigen? Wir sind satt. Es ist mal wieder nicht einfach, sich für ein neues Abreisen und ein neues Ankommen zu motivieren.

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.