04 Sep
Die Korsen

Wir hatten einen schönen Tag, am Morgen am Strand und nachmittags auf einer kleinen Wanderung. Zwischendurch gab es immer mal wieder Regenschauer und sogar ein heftiges Gewitter zog an uns vorbei. Der Himmel war plötzlich tiefschwarz und es grollte in den Bergen. Wir lagen in unserer Pusseline und fanden das Geprassel auf dem Dach gemütlich.

Bo hat mir heute von den korsischen Freiheitskämpfern erzählt. Es gibt also Separatisten, die sich von Frankreich komplett abspalten und eine eigenständige Republik Korsika gründen wollen und andererseits gibt es auch Autonomisten, die damit zufrieden wären, wenn Korsika ein autonomer Teil Frankreichs wäre. In jüngerer Zeit haben sie sich zusammengetan und stellen auch den obersten Regierungsbeamten der Insel. Frankreich hat Korsika autonome Befugnisse zugestanden und es läuft recht friedlich. Das war nicht immer so. In den 70er- bis zum Ende der 90er-Jahren wurde hier wild herum geballert, die Freiheitskämpfer waren auch untereinander zerstritten und es gab mafiöse Zustände. Heute sieht man an den zweisprachigen Ortsschildern (korsisch und französisch), dass es immer noch unzufriedene Korsen auf der Insel gibt, denn die Schilder sind häufig zerschossen oder übermalt, so dass nur noch der korsische Ortsname sichtbar ist.

Die korsische Sprache bzw. der korsische Dialekt (dazu gibt es zwei Meinungen) ist stark mit dem Toskanischen verwandt, auch Ähnlichkeit mit dem Sardischen und sogar mit dem Portugiesischen sind vorhanden. Korsika wurde in seiner Geschichte meist fremd regiert, nur von 1755 bis 1769 war es eigenständig und hatte die erste Verfassung im Zeitalter der Aufklärung, vor Frankreich und Polen. Vor der Unabhängigkeit gehörte es zur Republik Genua und danach wurde es kurz britisch und dann französisches Staatsgebiet.

Dass die Korsen eher national(istisch) denken und nicht alle vom Tourismus begeistert sind, merken wir nicht unbedingt. Die Freundlichkeit ist verhalten, aber es ist auch verständlich, dass nicht alle Einheimischen begeistert sind, wenn Touristen mit ihren Wohnmobilen die Strassen verstopfen.

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