Tempel, die ca. 550 bis 450 v. Chr. entstanden sind, sieht man nicht alle Tage. Das war sehr aufregend! Die Geschichte von Paestum geht so: Zuerst kamen die Griechen und bauten die Tempel. Es gefiel ihnen in Paestum, weil das Land fruchtbar war. Dann kamen die Römer und bauten einiges um. Es vergingen ein paar hundert Jahre und das Gebiet wurde verlassen, weil es versumpfte und die Malaria die Menschen vertrieb. Erst 1752, zeitgleich mit der Entdeckung von Pompei, bemerkte die Menschheit, dass in der Nähe von Salerno einige schöne griechische Tempel standen und fing an zu graben. Es kam eine römische Stadt zum Vorschein und viele schöne Sachen, die im Museum nebenan ausgestellt sind. Wer noch mehr über die Geschichte von Paestum wissen möchte, kann ja Wikipedia fragen.
Ich fand besonders interessant, dass jeder Tempel für einen oder zwei Göttliche gebaut wurde und nicht für die Menschen. Das Innere des Tempels, genannt Cella, wurde von einer riesigen Statue des entsprechenden Gottes bzw. der entsprechenden Göttin dominiert. Diese wohnte dann dort, Menschen hatten im Inneren grundsätzlich nichts verloren, es sei denn, es musste etwas instand gesetzt werden oder es war ein besonders wichtiges Ritual angesagt. Spirituelle Handlungen fanden unter freiem Himmel vor dem Tempel statt, dort befand sich ein Altar, auf dem Opfer gebracht wurden. Man geht davon aus, dass das Opferritual immer mit der Schlachtung eines Tieres und dessen Verzehr zu tun hatte. Geopfert wurde jeweils nur ein Teil, der Rest wurde gegessen. Damit dankte man dem Göttlichen bzw. der Natur für dieses Tier und bat um Verzeihung für die Tötung. Die Tür zum Tempel stand hierbei offen, damit der Gott bzw. die Göttin die Handlungen auch mitbekam.
In Paestum sind drei Tempel im dorischen Baustil sehr gut erhalten. Der älteste war der Göttin Hera geweiht, er ist der grösste griechische Tempel aus dieser Epoche überhaupt. Der zweite ist etwas kleiner und war der Athene geweiht und der dritte und schönste Tempel ist nicht ganz klar zu benennen. Wir haben ihn unter dem Namen Neptun-Tempel angeschaut, obwohl heute eigentlich bekannt ist, dass er Poseidon geweiht war. Die Statuen der Göttlichen sind nicht mehr vorhanden. Dafür konnten wir im Museum aber viele schön bemalte Grabplatten aus der Zeit der Griechen bewundern sowie Vasen und Figurinen aus Ton. Das Gelände zeigt auch die Grundmauern einer römischen Stadt mit Forum, Amphitheater und einer fast fünf Kilometer langen Stadtmauer, die beeindruckend war.
Am Abend hat Bo seinen ersten Fisch gegrillt, es war etwas aufregend, weil er Schuppen und Organe und so hatte. Wir haben natürlich einen Teil den Göttlichen geopfert (Kopf mit Augen, Gräten und Schwanzflosse). Ich mochte lieber den Tomatensalat, den ich dazu gemacht hatte. Apropos Essen: wir sind hier in der Gegend des Mozzarella di Bufala Campana. Jeder dritte Laden ist eine Käserei.