Heute morgen wurde ich geweckt, weil Arne entdeckt hatte, dass von unseren Fahrrädern nur noch eines vor dem Haus stand, daneben lag das dicke Schloss, es war durchtrennt. Mein schöner eFlizzer war weg! Brunos Velo war noch da. Ziemlich schnell begriffen wir, dass in der Nacht um ca. 1 Uhr jemand da war, weil ich gemerkt habe, wie unser Camper gewackelt hat. Das war der Dieb, der auf unserer Stufe stand und versucht hat, in den Camper zu schauen. Ungefähr 5 Minuten später hörten wir ein Geräusch, was wie ein Akkubohrer klang, ganz kurz nur. Das war die Säge oder hydraulische Akkuzange. Wir dachten, es war in der Nachbarschaft. Arne und Leena wohnen in einem ruhigen Reihenhausquartier in einer Sackgasse. Dass dort jemand mit Profiwerkzeug herumläuft und unsere Velos vor der Tür in der Dunkelheit entdeckt, ist sowas von schräg, wir konnten es nicht fassen. Arne und Bruno fuhren zur Polizei. Der Polizeibericht auf Finnisch wird unsere Versicherung sicher begeistern. Dann kam die Post und wir erhielten endlich unser Ersatzteil für Brunos Velo, bei dem die Bremsen kaputt waren. Für dieses kleine Paket haben wir über 100 Euro Versandkosten bezahlen müssen und nun brauchen wir ein ganzes Velos als Ersatz, so ein Mist! Ohne unsere eFlizzer sind wir sehr eingeschränkt, ich organisierte also ein neues Velo in Zürich, welches Roman morgen abholt und mein Bruder Christoph in Deutschland auf die Post bringt. Dann sollten wir in einer Woche wieder 2 Fahrräder haben. So fing der Tag an, er wurde aber besser!
Wir fuhren nach dem Mittag los zum Sommerhaus unserer Freunde. Es ging über mehrere Brücken und einmal nahmen wir die Fähre, bis wir auf der Insel Nauvo ankamen. Ihr Haus liegt leicht erhöht, von Kiefern umgeben, an der Ostsee, die hier nicht offen, sondern im Archipel von Turku liegt. Das Ufer ist teils sandig, teils Wiese und sie haben einen Holzsteg, an dem ein kleines Boot liegt. Mit diesem fuhren wir auf die Ostsee, umrundeten kleine Felseninseln und schauten die wunderbare Schärenwelt an. Wir sahen sogar eine Robbe aus dem Wasser schauen. Auf ihrem Grundstück ist auch ein Saunahaus, welches einen Schlafraum unter dem Dach hat, eine kleine Küchennische und ein Wohnzimmer. Dort schlafen wir. Das Haupthaus ist grösser, aber es gibt kein fliessendes Wasser und kein Badezimmer, sondern ein Plumpsklo. Das ist sehr ökologisch und funktioniert geruchsfrei. Im Wald gibt es einen Brunnen, heisses Wasser wird in der Sauna gemacht oder auf dem Herd. Es wachsen viele Heidelbeeren, aber dieses Jahr war es in Finnland so trocken, dass sie klein und verschrumpelt sind. Abends grillten wir Lachs und Gemüse und dann wurde die Sauna angeheizt. Als Bruno und Arne nach der Sauna in die Ostsee sprangen, war es schon dunkel, mit war es zu gruselig und ich verzichtete aufs Schwitzen und Nasswerden. Den Abend habe ich aber trotzdem sehr genossen, die unglaubliche Stille, den weichen Waldboden, den in der frühen Kindheit abgespeicherten Duft nach Kiefernwald und Meer, der einfach glücklich macht. Am meisten haben wir aber genossen, mit so lieben und gastfreundlichen Menschen zusammen zu sein, wir Arne und Leena es sind.