Der Abschied von Lillehavn war nicht leicht, da wir gehört hatten, dass das wunderschöne Wetter nun endet. Der Morgen war aber noch herrlich. Eine abwechslungsreiche Fahrt durch eine sehr schöne Fjordlandschaft führte uns nach Flekkefjord, wo ich in der Notfallstation erwartet wurde. Die fanden wir auch gleich und ich musst zuerst einen Covid-Test machen, bevor sie mich hineinliessen. Dann wartete ich eine Zeit und kam zu einem sehr netten Facharzt, der mich untersuchte und die Diagnose Frozen Shoulder bestätigte. Er gab mir eine Kortisonspritze und meinte, dass sie vermutlich nicht viel nützen wird, aber es sei einen Versuch wert. Ich soll bis zu zwei Jahre Geduld haben, dann würde es von allein wieder gut werden. Davor käme aber noch eine Phase der Schulterversteifung, die dann nicht mehr schmerzhaft sei. Nun gut. Im Spital waren alle wirklich sehr nett, manche sprachen sogar Deutsch, weil sie aus Deutschland stammten, ansonsten können wirklich alle Norweger und Norwegerinnen gut Englisch, auch die alten. Norwegisch ist leicht zu verstehen, wenn man es liest, aber gesprochen hat man keine Chance. Es ist ähnlich wie Dänisch, hat aber sehr viele Dialekte, und in der Schriftsprache gibt es zwei unterschiedliche Varietäten, eine, die aus dem Dänischen abstammt, die andere wurde aus den alten nordischen Dialekten entwickelt. Dänemark hat ja in Norwegen mehr oder weniger immer das Sagen gehabt, vom Mittelalter bis ins neunzehnte Jahrhundert. 1814 bekam Norwegen zwar eine eigene Verfassung, aber hatte dann noch eine Union mit Schweden, bis es 1905 richtig unabhängig wurde. Seitdem regiert eine parlamentarische Monarchie mit einem König und Erna Solberg als Ministerpräsidentin. Norwegen gilt als Pionier der Frauenrechte und ist lt. Index das demokratischste Land der Erde. Was uns auch erst heute aufgefallen ist: Norwegen ist nicht Mitglied der EU. Darum gab es auch einen Zoll bei der Einreise....
Wir bummelten im Anschluss an den Spitalbesuch durch die sehr pusselige Stadt. Alle Häuser sind weiss angestrichen und haben häufig Verzierungen an der Fassade, alles aus Holz. Das gibt ein sehr schönes Strassenbild, wenn nur die Autos nicht wären, die überall parken. Norweger sind ziemlich Auto-fixiert, was man ja verstehen kann bei den Entfernungen und den seltenen Zug- und Busverbindungen ausserhalb der grossen Städte. Die Tesla-Dichte ist viel höher als bei uns. Da Umweltschutz im Alltag nach unserem Eindruck keine Rolle spielt, wird der Grund vermutlich die Faszination für moderne Technologien sein. Müll wird in Norwegen nicht getrennt, auch nachhaltig Einkaufen kennt man offenbar nicht. In Oslo wird das wohl anders sein, aber hier gibt es kein Biogemüse zu kaufen. Norwegen bezieht seine Energie zu 98% aus Wasserkraft, besitzt keine Atomkraftwerke und ist insofern gut aufgestellt. Mit gesunder Ernährung ist es nicht weit her, was man an den vielen richtig übergewichtigen Menschen sieht. Das soll, je weiter man Richtung Norden fährt, immer schlimmer werden. Wir bestellten in einem Restaurant am Fjord eine Pizza Peperoni, leider wussten wir nicht, dass man mit Peperoni nicht Gemüse, sondern Salami meint. Das war etwas blöd, aber ich bestellte noch einen Salat. Dabei lernte ich, dass Norweger keine Salatsauce kennen. Sie essen zum Salat grünes oder rotes Pesto, in das die Rohkost getunkt wird. Auch lecker.
Da es nun mindestens eine Woche regnen soll, freuen wir uns auf Netflix und überlegen mal etwas genauer, was wir noch machen wollen im Norden.
Ich freue mich auf Nachrichten von Euch! Mir ist ein wenig einsam zumute...