23 Jul
Norwegen hat mich!

So ein schönes Land ist das. Wir sind heute morgen zeitig gestartet, weil wir einen Platz auf dem Camping in Lindesnes ergattern wollten. Nach vorheriger Erkundigung wussten wir, dass man frühzeitig dort sein muss, damit es klappt. Unterwegs kam uns allerdings etwas dazwischen, wir sahen nämlich im Vorbeifahren einen Helsesenter und dachten uns, dass es sich um ein Ärztezentrum handeln könnte. So war es auch. Eine sehr nette Ärztin hatte direkt Zeit für mich und untersuchte meinen Arm. Diagnose: Frozen Shoulder. Das ist sehr schmerzhaft, wird schlimmer und dann wieder besser und kann bis zu 2 Jahre dauern. Eine Kortisonspritze hilft vorübergehend, das konnte sie dort aber nicht machen. Ich wurde nun in ein Spital nach Flekkefjord überwiesen, in das ich aber heute nicht wollte, da wir erst Sonntag einen Campingplatz dort reserviert haben. Dann werde ich im Notfall versuchen, eine Spritze zu bekommen und alles wird gut! 

Die Fahrt ging weiter durch Wälder und immer wieder sahen wir Seen und Flüsse, vereinzelt stehende Häuser, eines schöner als das andere, und runde Granitfelsen. Plötzlich waren wir am Meer und wir sahen viele bunt angestrichene Bootshäuser in Reihen am Ufer stehen, schicke Holzvillen in Pastellfarben und kleine Jachthäfen. 

Gegen Mittag kamen wir dann am Camping an und es war noch Platz, so ein Glück, denn es ist traumhaft schön hier. Wir richteten uns ein und fuhren von dort ca. 5 Kilometer mit dem Velo bis zum südlichsten Punkt Norwegens, dem Kap Lindesnes. Dort steht ein Leuchtturm und es gibt - wie eigentlich überall in Europa am Meer - alte Wehrmachtsbunker. Mich machte das wirklich traurig und fassungslos, dass wir immer wieder auf den Wahnsinn des 2. Weltkriegs gestossen werden. Vom südlichsten Zipfel Italiens bis nach Norwegen hat die Wehrmacht Befestigungsanlagen nach immer dem gleichen Schema gebaut, um das eroberte Land, welches ihnen nicht gehörte, zu verteidigen. Nicht weit von hier ist das Schiff Paladia 1944 von neuseeländischen Torpedos versenkt worden. Es war ein ehemals deutsches Schiff, welches 1940 an die Sowjetunion verkauft worden war, 1941 kriegerisch zurückerobert und dann für russische Kriegsgefangenentransporte genutzt wurde. Es ertranken versehentlich über 900 Menschen.

Nichtsdestotrotz genossen wir den Blick vom Kap auf die Schären und das Glitzern des Meeres sehr und bewunderten den ältesten Leuchtturm Norwegens, auch wenn er nur 13 Meter hoch ist. Er steht halt auf einem hohen Granitfelsen! Die Felsen sehen aus wie Klösse, die ein Riese ins Meer geworfen hat. Auch die Strasse, auf der wir zum Kap geradelt sind, waren nicht nur kurvig, sondern überwand immer wieder Granitkugeln, so dass es abwechselnd steil bergauf und bergab ging. Die Vegetation ist eher karg, aber es blühen viele bunte Blumen am Wegesrand, dazu leuchten die meist weissen Holzhäuser und das Blau des Himmels und des Meeres um die Wette. Es ist eine grandiose Landschaft!

Von unserer Pusseline können wir über eine Wiese hinab aufs Meer blicken und sehen in der Ferne einen Leuchtturm blinken. Ich wünsche allen eine gute Nacht!


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