Nach einer kurzen Fahrt durch das Tal der Trulli kamen wir in Ostuni an. Die Stadt liegt auf einem Hügel und alle Häuser sind gekalkt, ausser die barocken Elemente. Der Kontrast ist wunderschön. Es ging Treppauf und Treppab durch die Altstadtgassen und eine coole Bar nach der anderen lies darauf schliessen, dass abends was los ist in Ostuni. Besonders reizvoll waren die vielen Dachterrassen mit Meerblick, aber wir entschieden uns für ein vegetarisches Restaurant in einer schattigen Gasse. Das war lecker!
Weiter ging es Richtung Süden und die Landschaft wurde wieder ganz flach. Endlose Olivenplantagen säumten die Strassen, und ziemlich schnell merkten wir, dass etwas nicht stimmte. Die teilweise sehr alten, knorrigen Ölbäume (laut Internet gibt es viele, die über 1000 Jahre alt sind, in dieser Gegend) waren tot. Sie streckten ihre Äste wie Reisigbesen in die Luft und es sah sehr schrecklich aus. Es gab auch Plantagen, bei denen die Äste abgesägt waren, nur noch Aststummel ragten in die Luft. Das ganze Drama erstreckte sich über viele Kilometer, wir fuhren zwei Stunden und das Bild änderte sich nicht. Diese wunderschönen Individuen sind alle einem aus Amerika eingeschleppten Bakterium zum Opfer gefallen, welches die Wasser- und Nahrungsaufnahme zerstört. Die Bäume verdursten und verhungern. Warum ist es gerade in Südapulien so schlimm? Ich vermute, dass die Monokultur daran Mitschuld trägt, denn weiter im Norden, wo die Bauern kleinräumiger und abwechslungsreicher wirtschafteten, gab es das Problem nicht. Google sagt: "Ein Viertel der Fläche Apuliens ist mit Olivenbäumen bedeckt, ihre Zahl wird auf 60 Millionen geschätzt. Das sind 40-50 Prozent aller Olivenbäume Italiens. Im 6. Jahrhundert vor Christus wurden sie von den Phöniziern über Griechenland nach Süditalien gebracht." Wovon leben die Olivenbauern in Zukunft? Wir wollten uns eigentlich den ältesten Olivenbaum Italiens ansehen, er ist 3000-4000 Jahre alt. Aber der ist vielleicht auch tot, wir haben es noch nicht herausgefunden. Wer einen Bericht zum Thema lesen will, kann hier schauen:
https://www.tagesschau.de/ausland/xylella-olivenhaine-101.html
Deprimiert kamen wir in Sant' Andrea an und fanden einen netten Campingplatz vor. Ein Abendspaziergang zu den Felsen am Meer stimmte uns wieder fröhlich - es sah aus wie die Algarve in klein. Doch davon erzähle ich morgen.