17 May
Plastikmüll und andere Sorgen

Ich möchte nicht nur erzählen, wie schön alles ist und wie gut es uns geht. Das macht ja vielleicht auch neidisch, was ich nicht möchte. Deshalb gibt es heute mal etwas wirklich Schlimmes zu berichten. Seit wir an der Adria unterwegs sind, sehen wir am Strand den Plastikmüll. Im Sand liegen sowohl Getränke- als auch Shampooflaschen, Reinigungsmittelbehälter und Plastiknetze. Viel dramatischer finde ich aber die kleinen Plastikteilchen, die im Sand liegen. Wenn man einen Eimer Sand durchsucht, finden sich unzählige kleine Stücke darin: Hartplastik, Folienfitzel, Styropor, Schnurfransen. Den Mikroplastik sieht man nicht, aber er ist als logische Folge natürlich überall. Der Wind weht den Müll auch weiter ins Land, dazu kommt der Müll, der nicht angeschwemmt, sondern von Menschen einfach aus dem Auto geworfen oder irgendwo liegen gelassen wird. Einerseits gibt es in ganz Italien ein vorbildliches Mülltrennungsangebot, da in jedem kleinen Dorf für jede Müllsorte diverse Container bereit stehen, auf der anderen Seite scheint das aber nicht zu funktionieren. Es gibt vor allem in Süditalien nach wie vor viel zu wenige Müllverbrennungsanlagen, geschweige denn Recyclinganlagen. Die EU macht schon lange Druck, aber es kommt aufgrund politischer Umsetzungsprobleme bisher nicht zum Bau neuer Anlagen. Für grosse Teile der Bevölkerung ist Recycling noch keine Selbstverständlichkeit. Wenn die Touristen kommen, werden die grossen Strände mit Maschinen gereinigt, so dass es auf den ersten Blick ganz sauber wirkt. Die Probleme löst das nicht. 

Ein weiterer Punkt, der nicht so schön ist: Sieben Wohnmobile aus Deutschland sind heute eingetroffen und wir haben nur noch gestaunt, was da alles ausgepackt wurde: Outdoormöbel, riesige Satellitenschüsseln auf Stativen, Motorräder, Roller, Boote, Bikes, manche haben einen ganzen Fuhrpark dabei. Die schöne idyllische Klippe ist nun vollgestellt mit Hymer Vollintegrierten in 7.80 Länge und solchen Kalibern. Unsere Pusseline ist ein kleines Spielzeugauto dagegen. Es kommt uns etwas geschmacklos vor, wenn man mit solchen Protzfuhrwerken durch Italiens ärmste Gegend fährt. Aber wo ist die Grenze zur Geschmacklosigkeit? Wir können es uns erlauben, sechs Monate mit Nichtstun zu verbringen, und andere Menschen sitzen in Schlauchbooten und haben nichts, ausser ihrer Angst. Diese Gedanken sind auch da, aber sie nützen niemandem. 

Die dritte blöde Sache ist mein Sonnenbrand. Schultern, Rücken, Dekolletee sind dermassen verbrannt, dass ich richtig leide, und zwar auch an meiner Dummheit. Aber ich hab es nicht gemerkt, es ging ganz schnell. Körperliches Wohlbefinden ist etwas so grundsätzlich Wichtiges auf einer Reise und es ist nicht selbstverständlich. Seit über zwei Wochen tut mir mein linker Arm weh, und zwar nur bei bestimmten Bewegungen und so heftig, dass ich schreien muss. Es wird nicht besser, auch nicht schlimmer, aber ich hab Angst vor dem Schmerz und bin eingeschränkt. Ich hoffe, es heilt wieder, was auch immer es ist.

So, das alles heisst aber nicht, dass unser Tag grässlich war. Er war schön, weil die Sonne schien und alle Menschen um uns herum  freundlich waren, weil die Landschaft herrlich ist, weil wir leckere Sachen gegessen haben und weil wir uns haben.

Ich freue mich übrigens über Feedback, entweder auf Whatsapp oder als Kommentar, denn es ist schon ein komisches Gefühl, so ins Leere zu schreiben.

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