Wir fuhren gerne los in Bonfleur und entschieden uns tatsächlich, das Gedenken an die Landung der Amerikaner an der normannischen Küste an uns heranzulassen. Es war eher Bo, der das wollte. Als wir am Point du Hoc ankamen, erwartete uns erst einmal ein riesiger Parkplatz und ein monumentales Empfangsgebäude. Schon auf dem Weg dorthin waren alle zwanzig Meter am Strassenrand Fahnen befestigt, auf der Fotos von US-Soldaten an ihr Heldentum bei dieser militärischen Operation erinnern sollen. Zum Aussichtspunkt kam man auf einem Weg, der mit Fotos, Texten und Denkmalen dokumentierte, was damals passiert ist. Da ich das nun heute gelernt habe, möchte ich es hierauch wiedergeben: Russland als Teil der Anti-Hitler-Koalition hatte richtig Stress an der Ostfront und es war klar, dass die Achsenmächte Deutsches Reich nur bezwungen werden können, wenn es eine zweite Offensive von Westen geben würde. Dadurch waren die anderen Partner der Koalition, Grossbritanien und USA, gezwungen, von der englischen Küste aus eine Offensive zu starten. Italien war inzwischen von Süden erobert worden und hatte kapituliert. Am 6. Juni 1944 startete die Operation Overlord und in der Normandie kamen amerikanische und britische Soldaten mit Schiffen an Land. Die Briten waren etwas weiter nördlich eingeteilt. Dort, wo wir uns gerade befanden, landeten Amerikaner und mussten an der Steilküste hochklettern. Der von der deutschen Wehrmacht errichtete sogenannte Atlantikwall war ein System von Verteidigungsanlagen, deren Ruinen wir sahen. Hitler war trotzdem nicht ausreichend vorbereitet, er rechnete mit einem Angriff weiter nördlich bei Calais. Hinzu kamen dann auch noch Offensiven ins Südfrankreich. Das alles führte zu einer Westfront, die massgeblich zum Ende des Krieges beitrug.
Der Szenenwechsel fand statt, als wir aus dem Gebiet der Landungsstrände herauskamen. Plötzlich waren die Häuser nicht mehr grau, sondern aus Fachwerk, bunt und freundlich. In Honfleur angekommen, fanden wir uns in einer anderen Welt wieder. Die Normandie kann also auch fröhlich! Es ist eine entzückende alte Hafenstadt mit wunderschönen Häuserzeilen, Fachwerkhäuser wechseln sich ab mit Schieferfassaden und roten Backsteinmauern. Viele Touristen, viele Läden und Gastronomie waren der totale Kontrast zum düstergrauen Barfleur. Dazu schien ausnahmsweise sogar die Sonne! Der Camping war voll und liess und dann doch noch auf den Platz. Das war ein Glück.
Morgen fahren wir weiter und da es in den nächsten Tagen Dauerregen in der Normandie geben soll, geht es weg vom Meer, Richtung Hamburg.