Wir fuhren zeitig los in Travemünde-Ivendorf, weil wir noch in Hitzacker vorbeischauen wollten. Dort wohnt nämlich die Mutter von Fionn mit ihrer Familie auf einem idyllischen Hof. Und da Monia und Fionn gerade zu Besuch waren, haben wir sie endlich wiedergesehen, juchhu! Hitzackers Altstadt liegt auf einer Insel zwischen Elbe und Jeetzel und hat hübsche Fachwerkhäuser. Fernab von Hamburg und auch von Lüneburg ein ganzes Stück entfernt, ist trotzdem viel los in den Strassen, denn der Elberadweg kommt hier vorbei. Das hat zur Folge, dass es einige Hotels und ausserdem das Destinature Dorf gibt. Letzteres besteht aus ökologisch gebauten Holzhütten, die gemietet werden können. Das Projekt ist ganz interessant: www.werkhaus.de
Wir befinden uns hier im Wendland, einer Gegend, die eigentlich für ihre Runddöfer bekannt ist. Ausserdem ist auch Gorleben nicht weit, am östlichsten Zipfel Niedersachsens gelegen und bekannt für das Atommülllager, welches zuerst sogar Endlager werden sollte. Bis heute wird hier kräftig demonstriert, wenn wieder einmal ein Atommülltransport aus La Hague eintrifft. Die Traktoren, welche von den umliegenden Bauern für Blockaden genutzt wurden, werden heute leider vor einem geplanten Castortransport von der Polizei beschlagnahmt.
Ebenso im Wendland liegt die Göhrde, Norddeutschlands grösstes Waldgebiet, welches nicht besiedelt ist. Dort fanden vor einigen Jahren die gruseligen Göhrde-Doppelmorde statt. Sie wurden lange nicht aufgeklärt, was dazu führte, dass niemand sich mehr in diesen Wald getraut hat. Für mutige Pilzsuchende war das dann sozusagen ein gefundenes Fressen.
In Hitzackers Gassen weht auf jeden Fall ein alternativer Wind, was mir sehr sympathisch ist. Es lässt sich am ehemaligen Rand der BRD (die DDR-Grenze war in Sichtweite) so einiges entdecken, vor allem viel Natur, aber auch ursprüngliche kleine Dörfer, in denen die Uhr scheinbar langsamer tickt und nicht viel Neues dazugekommen ist in den letzten Jahrzehnten, in denen woanders der Bauboom in seiner ganzen Hässlichkeit jegliche Harmonie zwischen Natur und Mensch zerstört hat.
Gegen Abend kamen wir in Hittfeld an und schlossen Mama und Werner wieder in die Arme. Wir waren nur vier Wochen unterwegs gewesen und es kam uns vor wie eine Ewigkeit. Skandinavien hat unsere Reise reicher gemacht und unseren Blick geweitet, das merken wir nun.