22 Jul
Wo ist der Wanderweg?

Es ist das erste Mal, dass wir auf dieser Reise wolkenlos blauen Himmel haben. Erstaunlich, aber wahr! Es ist so warm wie in Italien und wir nahmen uns eine Wanderung flussaufwärts vor. Nach 15 Minuten kamen wir an einem Lachsaquarium an, welches zu besichtigen war. Wir fanden als es lustiger, den dort ausgeschrieben und angeblich beginnenden Rundwanderweg zu machen. Leider begann dort nur eine asphaltierte Strasse, die wir entlanglatschten, bis wir einen Norweger trafen, den wir nach dem Weg fragten und der uns sagte, dass die Strasse der Wanderweg sei. Komisch fanden wir das, es entsprach nicht unseren Vorstellungen von Norwegen! So viel Natur und wir sollten Strasse laufen? Wir kamen an einer alten Holzkirche an, die verrammelt war. Es ging weiter auf der Strasse. Nach gut einer Stunde ging ein Waldweg rechts ab, den nahmen wir und plötzlich stimmten unsere Vorstellungen mit der Realität überein, denn es wuchsen jede Menge Heidelbeeren am Wegesrand und es war still und schön. Nach einiger Zeit und mit blauen Mündern kamen wir wieder an einer Strasse heraus, die zurück zum Campingplatz führte. 

Es gab bisher keine Mücken! Und Norweger sind freundliche Leute. Unser Campingnachbar ist ein älterer Mann, dessen Frau ständig beim Fischen ist und ich denke, er langweilt sich mitunter. Er kam jedenfalls heute Nachmittag über den Weg mit einer Musikbox und seinem Handy und fragte uns auf Englisch, ob wir aus Italien kommen würden. Nein, sagten wir, wir sind aus der Schweiz. Das störte ihn nicht, er erzählte uns jedenfalls, dass er italienische Musik mag und spielte uns auf seinem Gerät ein Stück von den drei Tenören Il Volo vor. Das Video dazu zeigte er uns auf seinem Handy. Er meinte dann, dass die Musik ihm so gut gefallen würde, dass er manchmal weinen müsste. Wir waren sehr gerührt von seiner Gefühlsoffenbarung und schauten das Stück bis zum Ende an, dankten ihm für die schöne Musik und dann ging er wieder. Später fragte er Bruno beim Abwaschen, ob wir aus Deutschland seien. Nein, sagte Bruno, aus der Schweiz kommen wir. Aha, sagte er. Er hätte einmal einen Film von einer Schweizer Familie im TV gesehen, die seien nach Alaska ausgewandert. Das seien sympathische Leute gewesen. Seine Frau hat bisher noch keinen Fisch gefangen. Sowieso haben wir noch niemanden gesehen, der einen Lachs auf den Grill gelegt hätte. Alle grillen ab mittags Fleisch und Wurst bis zum Sonnenuntergang. Überhaupt essen Norweger nach unserem Eindruck jeden Tag mehrmals Fleisch. Sie sehen auch oft sehr mächtig aus, wobei ich schätze, dass wir hier im Hinterland eher die ländliche Bevölkerung sehen und nicht die modernen Osloer.

Unsere Vorräte reichen zum Glück noch ein paar Tage, denn Geschäfte gibt es weit und breit nirgends. Dafür aber warme Duschen und frisches Wasser. Wir sind zufrieden und happy!


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