Eigentlich sollte der Zug nach Faro um 11.55 fahren. Das war aber nichts, bestimmte Züge werden bestreikt. Zwei Stunden später waren wir dann dort und durchschlenderten die Altstadt, assen was und schlenderten zurück zum Bahnhof. Faro ist ganz nett, aber irgendwie hatten wir mehr erwartet. Zufahren ist lustig, die Menschen sind so nett und zum Glück auch hundefreundlich. Der Maulkorb, der eigentlich im Zug Pflicht ist, war nicht im Einsatz. Wir waren schon froh, dass Wilma überhaupt mit in den Zug durfte, denn in Bussen sind Hunde verboten. Auch Restaurants erlauben innen keine Hunde, aber da das Wetter fast immer gut ist, kann man ja draussen sitzen. Es wird auch immer Wasser für den Hund gebracht. Ja, diese netten Portugiesen - es ist wirklich so, dass die Freundlichkeit auffällig ist. Auffällig sind auch jede Menge französische sowie einige englische und deutsche Menschen, die offensichtlich hier überwintern oder ganz an die Algarve gezügelt sind. Der typische Überwinterer ist zwischen 70 und 80 Jahre alt, hat schulterlange, weises Haare und eine Schirmmütze auf, die die Glatze oben auf dem Kopf verdeckt. Davon gibt es auf unserem Campingplatz allein fünf Männer, alles Franzosen. Sie haben einen alten Wohnwagen mit diversen Vorzelten, Blumentöpfen, Zäunchen und ein wenig Kitsch und leben zufrieden vor sich hin. Unsere französischen Nachbarn sind für fünf Monate hier, um sich die Zähne machen zu lassen, Implantate sind sehr gut und günstig in Portugal, sagen sie. Um die Zeit zu überbrücken, häkelt Madame bunte Blümchen in schrillen Farben, die sie mit Sardinendeckelringen stabilisiert. Ihr Hund Pipo geht wöchentlich in Fuseta zum Friseur, weil es so günstig ist. Eine achtzigjährige Engländerin findet ihre Heimatbevölkerung so griesgrämig und spiessig, dass sie vor acht Jahren schon nach Portugal ausgewandert ist und es nicht mehr verlassen wird, da die ärztliche Versorgung und das Wetter hier auch viel besser sind als in Wales.
Sprachlich kommen wir übrigens gut mit Englisch über die Runden, in Spanien war das schwieriger. Die Abneigung der Portugiesen gegenüber allem Spanischen wird in den Büchern "Lost in Fuseta" immer wieder erwähnt und wir haben den Eindruck, dass das stimmt. Im Ort laufen immer wieder Erdbeerverkäufer herum und preisen ihre leuchtend roten Früchte an. Dabei ist das wichtigste Verkaufsargument, dass es portugiesische Erdbeeren sind, aus Portimao, nicht aus Spanien! Die Abneigung ist historisch verankert, denn die Spanier wollten sich Portugal immer mal wieder einverleiben.
Als wir zurück aus Faro kamen und am Watt entlanggingen, ist Wilma plötzlich weggesprungen, denn sie hatte die Krabben gesehen, die bei jeder Gefahr ganz schnell in ihren Erdlöchern verschwinden. Es sah sehr lustig aus, die vielen Löcher mit den Krabben zu beobachten. Wir stellten dann fest, dass es sich um Winkerkrabben handelt, bei denen die Männchen eine einzelne grosse Schere haben. Sie winken damit, um die Weibchen zu beeindrucken. Bei Portugiesen gelten die Scheren als Delikatesse. Ich finde den Kaffee hier sehr lecker. Er wird wie ein Espresso getrunken, heisst Bica und ist mindestens so gut wie in Italien.
Nach unserem morgigen Frühstück, zu dem es Erdbeeren gibt sowie eine Pastéis de Nata, werden wir aufbrechen in Richtung Felsenalgarve, denn Dünen und Salzseen haben wir genug gesehen und unseren Fuseta-Krimi haben wir auch fertig gelesen.