Unsere Nachbarin links klärte uns beim Frühstück darüber auf, dass der Mann schräg rechts gegenüber gestorben ist. Wir hatten uns schon gewundert, wieso sich da so ein dunkler Camper zwischen die Wohnwagen gequetscht hatte. Das war der Leichenwagen. Ja, sagte Madame von nebenan, er hatte einen Herzinfarkt, leider nicht überlebt, 76 Jahre alt, tjaja. Ich sagte très triste. Das Frühstück schmeckte nicht mehr, es fing an zu nieseln, ich ging waschen, zum Glück gibt es einen Trockner.
Es wurde sonnig, wir fuhren los mit unseren Velos zum Bateau Ivre, dem allerbesten Moules-Frites-Restaurant der Welt, das könnte sein. Ich wähle mit Sauce Estragon, Bo liebt die Muscheln mit Currysauce. Und die Sonne schien! Anschliessend spazierten wir an der wunderwunderschönen Küste entlang, oben auf der Klippe, dazu ein Regenschauer, unten tobte der Atlantik. Diese Natur ist gewaltig und gewalttätig, denn der schöne Strand, nach dem wir uns elf Monate gesehnt hatten, war nicht mehr der gleiche: der steinerne Bogen war zum Teil eingestürzt, viele Felsabbrüche, betreten verboten. Es war eh kein Strandwetter, wir kletterten also ein paar Felsen, die zum Meer schräg abfielen, hinunter und suchten uns ein schönes Plätzchen für das Schauspiel der Wellen. Ewig gleich und doch immer wieder anders prallen Wassermassen auf die Felsen, werden zurückgeworfen, schäumend, brodelnd werden sie von einer nächsten Welle überrollt. Die Felsen triefen, die Möven schreien, Wilma schaute und staunte. Plötzlich kletterten zwei Surfer an uns vorbei. Spinnen die, dachten wir, hier kann man doch nicht ins Meer steigen, viel zu gefährlich ist das! Kurz darauf paddelten sie auf ihren Brettern den Wellenbergen entgegen.
Nachdem wir die Augen lange Richtung Horizont gedehnt hatten, liefen wir den Küstenpfad noch weiter, dann zurück und heim ging’s mit dem Velo über die Insel. Unser Camping ist auf der östlichen Seite, die Côte Sauvage auf der Westseite der Halbinsel. In Saint Pierre war Volksfest, aber auf den Rummel hatten wir keine Lust. In diesem hübschen Ort stehen extrem schöne Villen, da kommt man ins Träumen. Nun ja, die Pusseline ist auch sehr gemütlich, das reicht eigentlich!