Heute wagten wir uns in unbekannte Gewässer vor, in die Stadt Douarnenez, die wir neulich in einem Schnulzfilm im ZDF gesehen hatten. Die Stadt hat vier verschiedene Häfen und ist sehr hügelig. Wir haben auf dem Camping Trezulien eingescheckt, von dort ist man zu Fuss in dreissig Minuten am alten Hafen. Sehr netter Empfang, schöne Parzellen, moderne Infrastruktur in ruhiger Lage mit vielen grossen Bäumen, das ist empfehlenswert.
Die Stadt als solche ist authentisch, hier wird vom Fischfang gelebt, historisch von der Sardinenfischerei und heute von diversen Speisefischen wie Makrele, Kabeljau und auch Hummer. Bei unserem Stadtbummel stellten wir leider fest, dass montags fast alle Geschäfte geschlossen haben. Ein Sardinendosenfachgeschäft war zum Glück geöffnet und ich habe einen kleinen Vortrag auf deutsch mitbekommen, in dem wir in die Geheimnisse der Sardinenbüchsen eingeweiht wurden. Wir hatten schon im Frühling in Portugal ein paar hübsche Dosen erstanden und festgestellt, dass es sehr kunstvoll bemalte Exemplare gibt. In der Bretagne ist es so, dass es insgesamt vier Familien gibt, die Sardinenfischerei betreiben. Jede Familie bringt ein oder zwei Marken heraus. Eine Marke hat zig verschiedene Geschmacksrichtungen im Angebot, die sich sowohl von den Gewürzen als auch vom Öl unterscheiden. Dann gibt es auch noch andere Fischarten, die konserviert werden, wie Thunfisch, Makrele usw. Daraus ergibt sich, dass es in einem solchen Fachgeschäft eine grosse Wand voller bunter Dosen gibt, von denen keine gleich ist. Das besondere an Sardinenbüchsen ist, dass die Sardinen superfrisch eingedost werden und viele Jahre haltbar sind. Im Laufe der Jahre lösen sich die kleinen Gräten ganz auf, so dass die Fischchen dann erst richtig fein schmecken. Bei der Lagerung muss man nur darauf achten, dass die Dose alle sechs Monate gedreht werden muss, damit das Öl durchsickert. Es gibt von jeder Marke einmal pro Jahr eine besondere Edition. Sie heisst Millesime, der entsprechende Jahrgang steht drauf und hinein kommen Sardinen, die Ende Juli/Anfang August gefangen werden. Dann sind die Sardinen am fetthaltigsten und leckersten. Für die Dekoration der Jahrgangsdosen werden Künstler beauftragt. Damit ist klar, dass die Sammelleidenschaft der Sardinenliebhabenden geweckt ist. Ältere Dosen werden inzwischen teuer gehandelt. Mir gefallen die bunten kleinen Dosen.
Am alten Hafen tranken wir Kaffee und bummelten dann zum Museumshafen, wo es ein paar Wracks und auch Jachten zu begucken gab. Von dort sieht man auch auf die Île Tristan, auf der sich laut Legende die Geschichte von Tristan und Isolde abgespielt haben soll. Ausserdem hat der Seeräuber La Fontanelle sich dort versteckt.
Alles in allem ist Douarnenez für Touristen offenbar nicht so reizvoll, aber ich fand es ganz gut, eine Stadt anzusehen, die nicht so herausgeputzt ist, sondern wo wirklich gelebt wird. Es ist ein herber Charme zu spüren, der freundliche Menschen, harte Arbeit, wenig Reichtum und raues Klima beinhaltet.
Abends assen wir sehr fein im Restaurant L'Amuse Louche. Dort gab es sogar veganes Essen.