Heute ging es weiter nach Westen. Wir fuhren Richtung Morlaix und bogen dann nach Saint-Pol zur Küstenstrasse ab. Es war eine schöne Tour, unterwegs hielten wir an einer Boulangerie artisanale und kauften Far Breton, eine leider sehr leckere Spezialität mit Kalorien, dann kamen wir auch schon an der sogenannten Côte des Legends an. Uns fiel als erstes auf, dass die Häuser dieser Region überwiegend verputzt sind und nicht schöne Natursteinfassaden mit der Landschaft harmonieren. Ausserdem ist das Land flach, nur zum Meer hin befindet sich ein erhöhter Dünengürtel. Und plötzlich sieht man riesige Steine herumliegen, zwischen Häusern, auf Feldern und schliesslich in den Dünen. Es kam mir sehr verwunderlich vor, die Felsklumpen wirken wie willkürlich vom Himmel gefallen, mal in Haufen, mal einzeln liegen sie herum und tragen bizarre Formen. Wir hielten an der Grêve de Goulven, einer grossen Bucht, die bei Ebbe völlig trocken liegt und einen riesigen Strand bildet. Danach schauten wir beim Phare de Pontusval vorbei, der nicht besonders hoch, aber sehr schön gelegen ist und von weitem wie ein Kirchlein aussieht. Schliesslich erreichten wir den Camping Plage de Meneham, wo wir nicht reserviert hatten und trotzdem einen Platz fanden. Wir stehen auf einer grossen Parzelle am Dünenrand. Dahinter ist direkt das Meer, welches wir aber vom Platz nicht sehen können. Das hat eindeutig den Vorteil, dass der Wind einem nicht das Brot vom Tisch weht, auch Hecken bieten zusätzlich Schutz. Warum die Parzellen so gross sind, verstehen wir nicht, hier könnte man auch mit drei Campern problemlos stehen und noch die Markise ausfahren. Aber der Platz ist super, die sanitären Anlagen sind sehr sauber und neuwertig. Nachdem wir uns installiert hatten, gingen wir als erstes Richtung Strand. Was für ein Anblick war das! Auf der Düne verläuft ein Wanderweg, im Osten sieht man am Ende der Bucht den Leuchtturm und im Westen türmen sich grosse Granitblöcke auf. Eine der schönsten Landschaften der Bretagne lag uns zu Füssen und wir liefen hinunter ans Meer und tobten eine Runde mit Wilma. Dann waren wir aber neugierig, woher die eigentümliche Musik stammte, die der Wind immer wieder zu unseren Ohren trug. Wir spazierten in Richtung der Granitblöcke und entdeckten eine Art Museumsdorf mit Bistrot, auf einer Bühne spielten Dudelsack, Schalmei, Zither und Flöte zum Tanz auf und die Menschen drehten sich in Kreisen und abwechsungsreichen Schrittfolgen dazu. Es hat Spass gemacht zuzusehen, mitgetanzt hätte ich erst ab dem zweiten Bier und dazu war es zu früh. Wir schauten den Korbflechtern bei ihrer Arbeit zu und freuten uns, dass die Beschreibungen in den einzelnen strohgedeckten Häusern zur Geschichte des Ortes sogar auf deutsch zu lesen waren. Es handelt sich bei diesem Weiler um Meneham, ein restauriertes Algenfischerdorf nahe dem Ort Kerlouan. Höhepunkt dieser Ansammlung alter Granitgebäude ist ein Wachhaus von 1647, welches zwischen zwei Granitblöcken erbaut wurde. Wir erfuhren, dass die Algen von Steinen im Wasser geschnitten und anschliessend getrocknet wurden, danach wurden sie verbrannt bei niedriger Temperatur. Übrig blieben Sodaklumpen, aus denen Jod gewonnen wurde. Für 1 kg Jod benötigte man 1000 kg Algen. Hauptsächlich von 1900 bis 1930 machte man mit der Algenfischerei Geschäfte, davor war der Weiler eine Kaserne für Zöllner und ihre Familien. Die Menschen hatten in dieser Gegend immer genug zu Essen, da sie sowohl Landwirtschaft als auch Fischfang betrieben. Insorfern ist es eine nicht wahre Legende, dass sie Strandräuber waren, die sich über die auf Riffen aufgelaufenen Schiffe hermachten und auch sonst ein wildes Leben führten. Diese Legende wurde allerdings von Touristikern nur allzu gern aufrecht erhalten, denn sie lockte Pariser Gruselfans an. Es war schön, etwas Kultur zu erleben, bei der Wilma dabei sein durfte. Ausserdem ist erwähnenswert, dass das Wetter sich gebessert hat. Seit wir an der Côte des Legends sind, ist es trocken und überwiegend sonnig, dadurch erscheint alles nochmal so schön. Beim Abendspaziergang sahen wir schnell flitzende Vögel (vermutlich Sanderlinge) am Strand, einen schönen Sonnenuntergang und schliesslich einen wolkenlosen Himmel – das erste Mal in unseren Ferien!