Wir sind in einem dieser Paradiese angekommen, die es in der Bretagne immer noch gibt. Und wir bleiben eine ganze Woche hier! Das fühlt sich wunderbar für uns an, denn wir sind zwar nicht ungern unterwegs, aber viel lieber sind wir längere Zeit dort, wo es richtig schön ist. Dazu muss folgendes stimmen: Ruhe, kleiner Camping mit Meerblick, Klippen und Felsen, Wandermöglichkeit, Strand zum Baden, Ort in der Nähe mit Biocoop und netten kleinen Restaurants und Lädchen, Fahrradwege oder kleine Strassen, üppige Vegetation, keine Mücken, Hunde erlaubt. Wenn dann noch schönes Wetter ist, sind wir sehr, sehr glücklich. So ist es hier. Das mit dem Wetter ist etwas fragil, aber in der Bretagne regnet es selten lange, die Sonne kommt immer mal wieder hervor. Der Campingplatz liegt ein wenig versteckt auf einer ins Meer ragenden Klippenlandschaft. Es ist extrem grün, überall blühen Hortensien in zig Farbschattierungen und die Parzellen sind gross und wunderbar eingebettet in dieses Paradies. Einfache, doch saubere sanitäre Anlagen genügen uns, denn hier spielt die Natur die Hauptrolle. Grösser könnte der Kontrast zum gestrigen Campingplatz nicht sein, der mit allem Komfort und Animationen in bunten Farben versucht hat, Familien mit Kindern zu erfreuen.
Für Bretagne-Nichtkennende ist es vielleicht interessant zu erfahren, dass die meisten Ortschaften aus Natursteinhäusern gebaut sind und so romantisch, idyllisch, harmonisch, kunstvoll und im Einklang mit der Natur dastehen, dass ich immer wieder begeistert von ihrem Charme bin.
Die Strände sind bei Ebbe riesig und bei Flut immer noch gross, so dass sich nicht mal am Sonntag die Touristen und Einheimischen auf die Füsse treten. Wie auf den Fotos zu sehen ist, gibt es endlose Weite bis zum Horizont auf der einen Seite und schroffe Klippen sowie üppige Vegetation auf der anderen Seite. Am Rand der Klippen führt fast immer ein Wanderpfad von einer Bucht in die nächste, auch für Weitwanderer sind die bretonischen Küstenwege ein Traum.
Mich fasziniert der Übergang, das Aufeinandertreffen von Land und Meer.
Unsere Parzelle liegt direkt am Rand, wir haben Meerblick vom Bett aus und meine Hängematte kann ich auch wunderbar aufhängen. Nachdem alles installiert war, liefen wir zum Strand hinunter, machten einen Spaziergang im feinen Sand und entdeckten schöne Muscheln und ein Seespinnenskelett.
Abends radelten wir in den Ort Plestin und noch ein Stück weiter, denn wir hatten gelesen, dass es dort ein Kulturcafé gibt, in dem heute ein Jazz/BossaNova Konzert stattfinden würde. Wir kamen an einem verwunschenen Ort an, mehrere Gebäude gruppierten sich um einen Hof, eines davon war ein altes Kaminhaus, in dem die Musiker gerade ihre Instrumente stimmten. Im Hof sassen sympathische Menschen an kleinen und grossen Tischen und tranken Cidre, Wein oder ein bière artisanale. Es schien so, als wenn sich alle kennen würden und wir die einzigen Touristen wären. Die Gastgebenden waren sehr freundlich, sie machten uns etwas zu essen, obwohl das Menu eigentlich erst nach dem Konzert angeboten wurde. Wir freuten uns, dass wir einen unkonventionellen Ort wie diesen gefunden hatten und genossen die coole Musik und die Stimmung zwischen den alten Mauern. Die Rückfahrt war dann etwas frisch, aber es regnete den ganzen Abend nicht mehr.