Wir radelten nach einem gemütlichen Frühstück los, es gibt hier eine Brücke über die Save und dann beginnt der Radweg nach Bled. Durch Wald und Felder fuhren wir, nach fünfzehn Minuten waren wir schon am Ortseingang. Ich erwartete schlimmstes Touristengewimmel, denn der Bleder See ist ein Hotspot für Reisende aus aller Welt. Aber obwohl Samstag war und in Slowenien auch Schulferien sind, ging es. Wir kamen hinunter an die Promenade und nahmen direkt Platz auf einem der traditionellen Ruderboote, Pletna genannt. Zum Glück haben die hübschen Boote ein Sonnendach, sonst wären wir verbrutzelt, denn heute waren über 30 Grad. Zusammen mit 18 weiteren Touristen liessen wir uns über den See zur malerischen Insel rudern, es war herrlich! Die Farbe des Bleder Sees ist sehr intensiv und die Burg, die auf einem Felsen thront und jedes romantische Herz höher schlagen lässt, die Insel mit ihrem Kirchlein und die spannende Architektur der Seevillen haben mich total begeistert. Auch hier finden sich zwei Bauwerke von Plešnik, der in Prag, Wien und Ljubljana viele tolle Bauwerke hinterlassen hat und sehr prägend für diese Städte war. Es handelt sich um die ehemalige Sommerresidenz des einstigen jugoslawischen Präsidenten Tito sowie seinen auf 30 Meter hohen Säulen erbauten Teesalon, heute Hotel Villa Bled und Café Belvedere.
Der Ort Bled hat einen Teil seiner Geschichte dem Schweizer Naturarzt Arnold Rikli zu verdanken, der seine Idee der Sonnenlicht-, Wasser- und Lufttherapie hier verwirklichte und damit auch eine erfolgreiche Hotellerie auf die Beine stellte. Viele bekannte Persönlichkeiten liessen sich in Bled behandeln und einige von ihnen gründeten schliesslich den Monte Verità in Ascona.
Auf der Insel befindet sich eine Kirche mit einer Wunschglocke, die nahmen wir aber nicht in Anspruch, stattdessen sprangen wir ins Wasser und nutzten so die 45 Minuten Aufenthalt. Ich sah riesige Fische im Uferbereich - Welse? Dann paddelte uns der nette Pletna-Ruderer zurück zu unseren Velos. Die Kunst des Bootbaus und die besondere Rudertechnik werden, ähnlich wie in Venedig, innerhalb weniger Familien weitergegeben, voller Stolz.
Nach einem Imbiss umrundeten wir den See und stellten fest, dass es doch sehr voll war, und flüchteten zurück nach Lesce auf den Camping.
Unsere Pläne für die nächste Woche haben wir über den Haufen geworfen. Die Prognosen gehen gegen 40 Grad in Kroatien und auch Ljubljana ist heiss und unerträglich für unser Wilmchen und auch mich.
Also versuchen wir morgen einen Platz auf dem Camping am Bohinjsee zu ergattern. Reservierungen gibt es nicht, man muss hinfahren und Glück haben.
Es ist schon praktisch, dass wir spontan entscheiden können, wie die Reise weitergeht, aber es ist auch immer ein bisschen Stress und Aufregung. Und wir finden unsere Idee, im Juli nach Slowenien und Kroatien zu fahren, inzwischen etwas bled.