Heute morgen tobten wir Wilma am Strand müde und fuhren dann weiter. Es ging in die Barockstadt Noto. Der Plan, zu einem Parkplatz am hinteren Ende der Stadt zu fahren, weil wir bei Google Maps dort Wohnmobile stehen gesehen hatten, war dumm, denn dort war Markt, das sieht aus der Luft ähnlich aus. Wir parkten am Strassenrand. Als wir zu Fuss ins Zentrum spazierten, war Bruno etwas enttäuscht, denn von den barocken Häusern, die er vor über 30 Jahren schon einmal gesehen hatte, waren immer noch einige eine Baustelle. Rund um die touristisch interessanten Orte sah es aber sehr geleckt aus. Es ist immer wieder ein krasser Unterschied, wo auf Sizilien man sich befindet, wenn es um Müllentsorgung und Zustand der Gebäude geht. Es überwiegen Bauruinen und vollgemüllte Natur ohne Ende, aber es gibt auch saubere Strassen mit Plastikmüllabfuhr und, wie wir heute noch erleben sollten, eine nagelneue Autobahn. Ebenso ist es mit den Menschen: Immer wieder erscheinen uns die Leute mürrisch, aber es gibt auch überschwänglich herzliche Gastgebende.
Von Noto ging es weiter auf der E45, von der wir lasen, dass sie über 5000 Kilometer von Nordnorwegen durch Europa bis nach Sizilien führt. Und sie endet südlich von Modica, wo wir abfuhren und zum Strand von Scicli gelangten, wo wir auf dem Camping Flintstone einen Platz fanden. Wir waren die einzigen Gäste, es kam später noch ein Camper aus Zürich dazu. Die Landschaft, durch die wir heute fuhren, ist flach und wird landwirtschaftlich genutzt. Wir sahen neben Zitronenhainen auch Weinfelder und Gewächshäuser mit Gemüse, Olivenbäume und grosse Palmen. Am Meer wachsen viele Kakteen und andere Sukkulenten, es kommt mir afrikanisch vor. Südlich von uns liegt Malta, aber dazwischen befinden sich Bohrinseln, die leider neu gebaut wurden, weil Sizilien pleite ist und die Öl- und Gasvorkommen im Meer etwas einbringen. Das Geld landet offensichtlich aber nicht bei der Bevölkerung, sondern wird von Männern mit dunklen Anzügen und Sonnenbrille eingesackt. Wir sahen diverse Tanker in der Ferne vorbeiziehen. Die letzte Klimakonferenz hat nichts daran geändert.
Der Campingplatz ist schön, der Strand naturbelassen und nach einem kleinen Spaziergang kamen wir in eine Bucht mit Bar, die geöffnet hatte. Das Aperitivo war bescheiden, aber wir waren froh, den Regenschauer überdacht abwarten zu können. Das heutige Wetter war sehr stimmungsdämpfend. Es wurde nicht richtig hell, der dunkle Himmel schimmerte nur über dem Meer gelblichrosa (woher kam das?) und später, als es regnete, sahen wir eine Sonne über dem Meer, die aussah wie der Mond, aber nicht der Mond sein konnte, weil der nicht voll ist.