06 Apr
06Apr

Wenn man nachts um 4 Uhr losfährt, passiert es schon mal, dass man noch etwas müde ist. Am Autoverlad in Kandersteg wies uns eine freundliche Frau, die hinter uns gefahren war, darauf hin, dass wir nur mit Standlicht vorne durchs Kandertal gefahren sind. Ups! Im Lötschberg- und im Simplontunnel schliefen wir ein Stündchen und schon waren wir in Italien. Es ist immer wieder cool, einfach durch die Alpen hindurchgefahren zu werden. Dank an die vielen Tunnelarbeiter aus Italien, die sich hier den Buckel krumm geschuftet haben. 

Wir kamen mittags an Firenze vorbei und peilen 30 Kilometer südlich ein Castello an, welches ich im google maps entdeckt hatte, als ich in diesem Gebiet auf der Suche nach einem Stellplatz für die Übernachtung war. Wir fuhren von der Autobahn und dann durch eine sehr spezielle Ortschaft, die aus diversen Outlet-Bunkern bestand. Sämtliche Nobelmarken waren hier zu finden, einige Hinweisschilder waren auch auf chinesisch angeschrieben. So ist das heute in der Toscana. Ich war vor 30 Jahren mal in der Region, da wohnten hier ein paar Aussteiger auf verlassenen alten Bauernhöfen und machten auf Selbstversorger. Wir fuhren weiter und bogen ab, ein steiles Strässchen hinauf in den Wald. Nach einigen Windungen endete die Reise an einer Schranke. Zu Fuss ging es weiter, bei schönstem Frühlingswetter und kräftig leuchtendem Blattgrün, in Erwartung des Castello di Sammezzano. Es lohnt sich, die stilistische Einordnung bei wikipedia zu lesen, denn dort erfährt man, dass es im Neomaurischen Stil umgebaut wurde und mit der Alhambra verglichen wird. Es ist einzigartig in Italien. Leider ist es aber auch so, dass es nicht zu besichtigen ist, weil der Renovierungsbedarf es nicht zulässt. Wir wollten es wenigstens von aussen sehen und spazierten also durch den Wald in Erwartung eines verwunschenen Schlosses. Stattdessen sahen wir eine riesige Bauruine aus Beton aus dem Wald ragen. Wir erkannten, dass es ein Hotel werden sollte, versetzte Balkonnischen und ein grosser Saal im Erdgeschoss waren auszumachen. Das Projekt endete im Rohbau, was in Italien nicht ungewöhnlich ist, aber an diesem Ort war es doch sehr unerwartet. Nach der nächsten Kurve änderte sich der Baumbestand, denn wir erreichten das Castello di Sammezzano, auf einem Hügel gelegen, umgeben von einem Park uralter Zedern, Mammutbäume, Eichen und Lorbeerbüsche. Die Fassade ist beeindruckend reich verziert und wunderschön. Besonders fasziniert hat uns ein Nebengebäude, es war so romantisch verfallen und von üppiger Vegetation umrahmt. Wir spazierten herum und fanden, dass dieser Ort unsere Vorstellung eines „lost place“ erfüllt. Tatsächlich gibt es eine website, auf der dieser Ort erwähnt wird. Das war toll!

 Nach 10 Minuten kamen wir auf dem Agricampeggio Valle del Sole an, den wir uns aufgrund der praktischen Lage für eine Zwischenübernachtung ausgeguckt hatten, und auch hier ist es sehr idyllisch. Auf der Wiese sind wir fast allein, der Blick auf die Toskanischen Hügel ist traumhaft. Das war unser erster Ferientag.

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